Optimale Kühlung für IT-Systeme
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Serverraumkühlung für IT-Infrastruktur

Die zuverlässige Funktion von IT-Systemen ist für den Geschäftserfolg vieler Unternehmen unverzichtbar. Was jedoch oft unterschätzt wird, ist die Bedeutung einer effizienten Serverraumkühlung für den Betrieb dieser kritischen Infrastruktur. Computer und Serverkomponenten produzieren erhebliche Wärmemengen, die, wenn sie nicht richtig abgeführt werden, zu kostspieligen Ausfällen und verkürzter Lebensdauer der Geräte führen können.

Serverräume benötigen spezialisierte Kühlsysteme, die weit über die Kapazitäten konventioneller Klimaanlagen hinausgehen. In diesem Artikel beleuchten wir, warum die Temperaturkontrolle in Serverräumen so entscheidend ist und welche Lösungen für verschiedene Anforderungen zur Verfügung stehen.

Warum professionelle Serverraumkühlung unverzichtbar ist

Moderne Server und IT-Komponenten erzeugen während ihres Betriebs erhebliche Wärmemengen. Ein einzelner Serverschrank kann zwischen 5 und 15 kW Wärmelast produzieren – bei Hochleistungsrechnern sogar noch mehr. Diese Wärme muss kontinuierlich und zuverlässig abgeführt werden, denn zu hohe Temperaturen führen zu gravierenden Problemen:

Verkürzte Lebensdauer der Hardware: Elektronische Komponenten altern bei höheren Temperaturen deutlich schneller. Jede Temperaturerhöhung um 10°C kann die Lebensdauer von IT-Komponenten um bis zu 50% reduzieren. Durch eine optimale Serverraumkühlung lässt sich die Investition in teure Hardware-Komponenten deutlich länger nutzen.

Erhöhtes Ausfallrisiko: Überhitzung kann zu unerwarteten Systemabstürzen führen. In geschäftskritischen Umgebungen bedeutet jede Minute Ausfallzeit potenziell hohe finanzielle Verluste. Eine professionelle Kühlinfrastruktur minimiert dieses Risiko erheblich.

Beeinträchtigte Leistung: Moderne Prozessoren drosseln ihre Leistung automatisch bei zu hohen Temperaturen (Thermal Throttling), um Schäden zu vermeiden. Dies führt zu langsameren Systemen und kann Anwendungsperformance erheblich beeinträchtigen.

Die International Data Corporation (IDC) schätzt, dass Serverausfälle Unternehmen durchschnittlich zwischen 500.000 und 1 Million Dollar pro Stunde kosten können. Eine Investition in eine angemessene Serverraum Kühlsysteme ist daher nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll.

Die optimale Temperatur für Serverräume

Früher galt die Faustregel, dass Serverräume möglichst kühl (um 18-20°C) gehalten werden sollten. Die American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers (ASHRAE) hat ihre Empfehlungen jedoch aktualisiert und gibt nun einen breiteren akzeptablen Temperaturbereich von 18°C bis 27°C an.

Diese Anpassung berücksichtigt, dass moderne Hardware mit höheren Temperaturen umgehen kann und ermöglicht erhebliche Energieeinsparungen. Innerhalb dieses Bereichs sollte die Temperatur möglichst konstant gehalten werden, da häufige Schwankungen zusätzlichen Stress für die Hardware bedeuten.

Ebenso wichtig wie die Temperatur ist die relative Luftfeuchtigkeit, die idealerweise zwischen 40% und 60% liegen sollte. Zu trockene Luft erhöht das Risiko elektrostatischer Entladungen, während zu feuchte Luft Korrosion begünstigen kann.

Effektive Kühlungslösungen für Serverräume

Abhängig von der Größe des Serverraums, der Wärmelast und anderen Faktoren kommen unterschiedliche Kühlungskonzepte zum Einsatz:

Präzisionsklimaanlagen für Serverräume

Präzisionsklimaanlagen sind speziell für den Einsatz in Serverräumen konzipiert und bieten deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Komfort-Klimasystemen. Sie zeichnen sich durch höhere Kühlleistung, präzisere Temperatur- und Feuchtigkeitsregulierung und robustere Bauweise für den 24/7-Betrieb aus.

Diese Anlagen arbeiten mit einem deutlich höheren Luftdurchsatz und sind darauf ausgelegt, konzentrierte Wärmelasten effizient abzuführen. Moderne Präzisionsklimaanlagen verfügen zudem über umfangreiche Überwachungs- und Steuerungsmöglichkeiten, die eine Integration in Gebäudeleitsysteme ermöglichen.

Für mittlere bis große Serverräume stellen diese Systeme oft die Basislösung dar und werden häufig mit anderen Kühlkonzepten kombiniert. Wie auch in unserem Artikel „Smarte Kühlung per Smartphone steuern“ beschrieben, lassen sich moderne Kühlsysteme heute bequem fernüberwachen und -steuern.

Rack-basierte Kühlung für hohe Leistungsdichten

Bei besonders leistungsstarken Servern mit hoher Wärmeentwicklung reicht eine raumbasierte Kühlung oft nicht mehr aus. Hier kommen Rack-basierte Kühlsysteme zum Einsatz, die direkt an oder in Serverracks installiert werden.

Diese Systeme nehmen die heiße Abluft unmittelbar am Entstehungsort auf und kühlen sie, bevor sie in den Raum zurückgeführt wird. Dadurch lassen sich deutlich höhere Leistungsdichten pro Rack realisieren – bis zu 30 kW und mehr, während konventionelle Raumkühlungen typischerweise nur 4-8 kW pro Rack bewältigen können.

Rack Kühlsysteme sind besonders relevant für High-Performance-Computing, Blade-Server-Umgebungen oder andere Anwendungsfälle mit extremer Rechenleistung auf engem Raum.

Freie Kühlung und Energieeffizienz

Angesichts steigender Energiekosten und wachsenden Umweltbewusstseins gewinnt das Konzept der „freien Kühlung“ zunehmend an Bedeutung. Hierbei wird die natürliche Kälte der Außenluft genutzt, um Serverräume zu kühlen – ähnlich dem Prinzip, das im Artikel „Natürliche Kühlung aus der Erde“ für Wohnräume beschrieben wird.

Moderne Serverraumkühlung mit freier Kühlung kann den Energieverbrauch für die Klimatisierung um bis zu 70% reduzieren. Besonders in kühleren Klimazonen oder während der kälteren Jahreszeiten kann diese Technologie äußerst effizient sein.

Beispiele für freie Kühlungstechniken sind:

  • Luftseitige freie Kühlung: Direkte Nutzung der Außenluft zur Kühlung, wenn diese kälter ist als die Abluft des Serverraums
  • Wasserseitige freie Kühlung: Nutzung von Außenluft zur Kühlung des Kaltwasserkreislaufs statt Kompressorkühlung
  • Geothermische Kühlung: Nutzung der konstanten Erdtemperatur für die Vorkühlung

Die Implementierung freier Kühlung erfordert in der Regel eine höhere Anfangsinvestition, amortisiert sich jedoch durch die erheblichen Energieeinsparungen im laufenden Betrieb meist innerhalb weniger Jahre.

Hot Aisle/Cold Aisle-Konfiguration

Ein grundlegendes Prinzip effizienter Serverraumkühlung ist die Trennung von kalter Zuluft und warmer Abluft. Bei einer Hot Aisle/Cold Aisle-Konfiguration werden die Serverracks so angeordnet, dass sich kalte und warme Gänge abwechseln.

Die Serverschränke saugen die kalte Luft von der Vorderseite (Cold Aisle) an und blasen die erhitzte Luft nach hinten in den warmen Gang (Hot Aisle). Diese Anordnung verhindert die Vermischung von kalter und warmer Luft und steigert die Kühleffizienz erheblich.

Noch effektiver wird dieses Konzept durch physische Abtrennung der Gänge mittels Einhausungen (Containment). Ein Cold Aisle Containment oder Hot Aisle Containment kann die Kühleffizienz um weitere 20-30% verbessern.

Planung und Dimensionierung der Serverraumkühlung

Die korrekte Dimensionierung eines Kühlsystems für Serverräume erfordert eine sorgfältige Planung und Berechnung. Mehrere Faktoren müssen berücksichtigt werden:

Wärmelast-Berechnung: Die gesamte Wärmemenge, die von IT-Equipment und anderen Wärmequellen (Beleuchtung, Personen, etc.) erzeugt wird, muss präzise ermittelt werden. Die Nennleistung der Server in kW gibt einen ersten Anhaltspunkt, jedoch ist eine detaillierte Analyse empfehlenswert.

Redundanz: Kritische Serverräume benötigen redundante Kühlsysteme (N+1 oder 2N), um auch bei Ausfall einer Kühleinheit ausreichende Kühlung zu gewährleisten. Die Serverraumkühlung sollte niemals zum Single Point of Failure werden.

Zukünftiges Wachstum: Serverräume werden selten kleiner. Eine gute Planung berücksichtigt zukünftiges Wachstum und die damit verbundene Zunahme der Wärmelast. Typischerweise wird eine Reserve von 20-30% empfohlen.

Energieeffizienz: Der Power Usage Effectiveness (PUE) ist eine wichtige Kennzahl für die Gesamteffizienz eines Rechenzentrums. Ein niedriger PUE-Wert bedeutet, dass ein größerer Anteil der verbrauchten Energie tatsächlich für IT-Equipment und nicht für Infrastruktur wie Kühlung verwendet wird.

Überwachung und Wartung

Die kontinuierliche Überwachung der Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte ist essentiell für einen zuverlässigen Betrieb. Moderne Serverraumkühlung umfasst daher umfangreiche Monitoring-Lösungen:

Temperatursensoren sollten an kritischen Punkten im Serverraum platziert werden, insbesondere an den Lufteinlässen der Server. Idealerweise erfolgt eine Überwachung in Echtzeit mit automatischer Alarmierung bei Grenzwertüberschreitungen.

Neben der Temperatur sollten auch Luftfeuchtigkeit, Luftstrom und der Zustand der Kühlsysteme selbst überwacht werden. Serverraum Monitoring Systeme bieten heute umfassende Funktionen für die Fernüberwachung und -steuerung.

Regelmäßige präventive Wartung der Kühlsysteme ist unerlässlich, um deren Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Dazu gehören der Austausch von Filtern, die Überprüfung von Kältemittelständen und die Inspektion aller mechanischen Komponenten. Für kritische Serverräume empfiehlt sich ein Wartungsvertrag mit garantierten Reaktionszeiten im Störungsfall.

Fazit: Investition in Zuverlässigkeit

Eine professionelle Serverraumkühlung ist keine optionale Ergänzung, sondern eine fundamentale Voraussetzung für den zuverlässigen Betrieb von IT-Infrastruktur. Die Investition in ein durchdachtes Kühlkonzept zahlt sich durch längere Hardware-Lebensdauer, reduzierte Ausfallzeiten und niedrigere Betriebskosten aus.

Bei der Planung sollten sowohl aktuelle Anforderungen als auch zukünftiges Wachstum berücksichtigt werden. Die Kombination verschiedener Kühlungstechnologien und -konzepte, angepasst an die spezifischen Gegebenheiten des Serverraums, liefert meist die besten Ergebnisse hinsichtlich Zuverlässigkeit und Energieeffizienz.

Mit fortschreitender Digitalisierung und dem Trend zu immer leistungsfähigeren und kompakteren Servern wird die Bedeutung effizienter Kühlkonzepte weiter zunehmen. Unternehmen, die heute in durchdachte Serverraumkühlung investieren, schaffen damit eine solide Grundlage für ihre digitale Infrastruktur von morgen.

Autor

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Luisa Wagner

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